Die Haltung der Gitarre
Man unterscheidet als erstes zwischen Haltungen im Sitzen und Haltungen
im Stehen.
Die klassische Sitzhaltung
Klassische Gitarre wird generell im Sitzen gespielt. Die am weitesten
verbreitete und im Konzertsaal bei einem Klassischen Gitarrenkonzert
meist zu beobachtende Sitzhaltung ist die folgende:

Bei dieser Gitarren-Sitzhaltung wird ein kleines Gitarren-Fußbänkchen
verwendet ( ab 6,00 EUR), auf welches das linke Bein gestellt wird.
Das linke Bein wird nach dadurch oben hin angewinkelt ist, so dass
die Gitarre bequem mit der unteren Zarge auf dem linken Oberschenkel
positioniert werden kann. Das linke Bein ist gerade nach vorn gerichtet,
während das rechte Bein im Winkel von ca. 30 ° nach rechts
zeigt. Damit findet der Korpus zwischen den Beinen Platz und durch
die Berührung der Korpuswand an der rechten Oberschenkel-Innenseite
ist ein weiterer Fixpunkt gegeben. Durch die Anwinkelung des linken
Beines steht die Gitarre leicht schräg zum Körper und
berührt in Höhe der linken Brust den Oberkörper.
Damit ist die Rückwand frei und wird in ihrer Klangfunktion
nicht behindert.
Der rechte Arm liegt mit der Unterarmmuskulatur auf dem Korpus auf.
Die Hand sollte sich am Schalloch befinden, egal ob mit Plektrum
oder Fingern angeschlagen wird. Daraus ergibt sich auch der genaue
Auflagepunkt des Unterarmes.
Durch die gesamte Sitzposition mit Fußbank, müsste sich
automatisch eine Neigung des Halses um ca. 45° ergeben. Eine
Kontrollmöglichkeit dafür wäre eine imganinäre,
waagerechte Linie von der linken Schulter zum obersten Punkt des
Sattels ( Saitenauflage).
Diese Sitzposition ist wie gesagt weit verbreitet aber nicht unumstritten.
Ein Nachteil ist das gehobene linke Bein, denn das führt im
Becken zu einer Schieflage, die bei langem Üben unangenehm
werden kann.
Alternativen zur klassischen Sitzhaltung
- Eigentlich nur eine kleine Abwandlung. Man verzichtet auf die
Fußbank und wählt sich einen niedrigeren Sitz. Beide
Beine sind nun gleich angewinkelt und stehen fest auf dem Erdboden.
Selbst der Schneidersitz wäre denkbar.
- Auch hier wird auf die Fußbank verzichtet und stattdessen
eine spezielle kleine Stütze genutzt, die die Gitarre in
die gleiche Position bringt, in der sie durch das angewinkelte
linke Bein kommt. Diese Stütze verbindet die untere Zarge
mit dem linken Oberschenkel. Wird wenn, dann in der Klassik verwendet.
- Von Gitarrenlehrern nicht gern gesehen, aber für die linke
Hand sehr angenehm ist die Haltung der Gitarre auf dem rechten
Bein. Das ist häufig bei Rock&Popgitarristen zu finden.
Da das Griffbrett näher am Körper gelegen ist, kann
man leichter spielen. Allerdings ist nun die rechte Schulter aufgrund
des Korpus nach oben angewinkelt, was durchaus zu Verspannungen
führen kann.
Für Akustikgitarristen ist diese Haltung durchaus denkbar.
Für E-Gitarristen jedoch gibt es einen entscheidenden Nachteil:
Im Stehen kann die Gitarre aufgrund des Gurtes kaum in eine ähnliche
Position gebracht werden. Das Griffbrett ist wieder weiter weg
vom Körper und plötzlich ist im Stehen alles schwerer
zu spielen als im Sitzen. Da in einer Band i.d.R. im Stehen gespielt
wird, ist die beschriebene Übe-Sitzhaltung wahrscheinlich
kontraproduktiv.
- Wenn man einen Gurt an eine E-Gitarre oder eine Westerngitarre
befestigt, kann auf die klassische Sitzhaltung ohne Fußbank
ausgeführt werden. Lediglich der Neigungswinkel des Halses
sollte dem im Stehen angepasst werden.
Haltung im Stehen ( E-Gitarre)
So kunterbunt die Welt der Unterhaltungsmusik ist, so vielfältig
sind auch die zu beobachtenden Gitarrenhaltungen.
Da die E-Gitarren alle auf die gleiche Weise mit einem Gurt versehen
sind, gibt es nur zwei wesentliche Unterschiede in den Steh-Haltungen.
- Die Länge des Gurtes im Verhältnis zu den Körperproportionen
- also letztlich wie hoch oder tief die Gitarre am Körper
hängt.
- Der Neigungswinkel des Halses, sprich die Höhe des Gitarrenkopfes
am Körper gemessen.
Je nach Genre wird man hier andere Beobachtungen machen.
Ganz seriöse Haltungen, die an die klassische Sitzhaltung erinnern
und bei denen die Neigung des Halses nach oben ausgeprägt sind,
finden sich dort, wo das zu spielende recht kompliziert ist ( mehrstimmiges
Spiel). Wo ordentlich gerockt wird und Powerchords verschoben werden,
sind "tiefergelegte" Gitarren nicht selten. Dann muss
automatisch auch der Daumen über dem Hals zu sehen sein, weil
kaum jemand sein Handgelenk so stark verbiegen könnte ( etwas,
das in der Klassik kaum passieren würde).
Zunächst gilt: Erlaubt ist, was gefällt. Schmerzen, Verspannungen
und Verkrampfungen sowie andauernde technische Probleme sind häufig
Haltungsfehler und können nur durch Haltungsänderungen
korrgiert werden.
Haltungsfehler
Prinzipiell darf das Musikmachen nicht mit Anspannungen in den
Körperteilen verbunden sein. Es gilt immer: Soviel Kraft
wie nötig - nicht soviel Kraft wie möglich.
Auf folgende Verspannungen bzw. Haltungsfehler solltest Du achten,
sie erkennen und abbauen:
- Verspannungen der Schultern, sprich hochgezogene Schultern,
denn erstens hindert jede Verspannung den Kraft- und Nervenstrom
und zweitens fängt's irgendwann an wehzutun
- Gebeugter Oberkörper. Stichwort Rückenprobleme. Führt
bei häufigem Spielen zu Dauerschäden.
- Beine, die nicht fest auf der Erde bzw. der Fußbank stehen
(klassische Sitzhaltung). Denn das kostet Kraft und strengt an.
Bei permanenter Überanstrengung des Bewegungsapparates drohen
sogar Entzündungen.
- Spannungen in der Muskulatur des linken Armes.
- Spannungen in der Oberarmmuskulatur des rechten Armes.
- Druck des Daumens gegen den Hals. Völlig überflüssig,
wird aber immer wieder gemacht.
Und noch eins:
Äußere Haltung (Körper) und Innere Haltung (Seele)
gehören oft zusammen. Angst führt zur Anspannung. Freude
zur Entspannung. Musik soll Spass machen, wenn mal was nicht klappt
- egal. Der Zuhörer mag keine verkrampften, an der Leistungsgrenze
spielenden Musiker und meistens hört er, was er sieht und sieht
er was er hört.
Noch Fragen, dann schreibt uns mal ...
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