Anonymus fragte am 5.3.2007:
Ich habe vor kurzem angefangen mit meiner Gitarre härtere Töne zu spielen. Wie bekomme ich super harte Töne hin, die sich voll nach Metal anhören und trotzdem sauber gespielt wirken? Kann ich evtl. auch an meiner Gitarre etwas verstellen, z.B. andere Saiten?
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Das typische an der Metalgitarre ist die Ausreizung des Verzerrungsgrades. Verzerrung bedeutet hier im ursprünglichen Sinn, dass Eingangssignale - z.B. die unverstärkte Gitarre - von einem System - z.B. dem Gitarrencombo - durch Übersteuerung modifiziert werden. Diese Übersteuerung wird längst simuliert, stellt also keine Systemüberlastung im eigentlichen Sinne dar; daher auch die Bezeichnung: Over Drive. Der Anteil der Verzerrung bzw. des Over Drives lässt sich bei allen handelsüblichen Gitarrenverstärkern regulieren. Dabei gibt es nun Marken und Produkte, die mehr und welche, die weniger mit Metalsounds zu tun haben. Mit einem älteren Fendercombo beispielsweise wird man hier wahrscheinlich weniger auf seine Kosten kommen, da er mehr den Jazzbereich abdeckt. Zusätzlich zu in Verstärkern integrierten Verzerrern besteht die Möglichkeit Bodeneffekte zu nutzen. Hier kann man preiswert ordentlich verzerren und evtl. noch weitere Klangeffekte - wie Kompressor, Octaver, Echo, Chorus etc. - nutzen. Die ideale Variante stellen jedoch (programmierbare) Multieffektgeräte dar. Die Vielfalt der Klangprogrammierung lässt hier keine eingehende Erörterung zu. Nur so viel: Extreme Verzerrungen bedingen die Anhebung geräuschhafter Anteile, so dass das bloße Berühren der Saiten oder zusätzlich vorgeschaltete Verzerrer derartigen Krach machen und rückkoppeln können, dass das Musik machen unmöglich wird. Die Lösung sind hier Noise Gates, die praktisch das ungewollte Rauschen im Eingangssignal herausfiltern. In Multieffektgeräten befinden sich i.d.R. Noise Gates.
In einer Richtung muss ich enttäuschen: Sich den Metal-Gitarrensound hochprofessionell produzierter Studioalben auf den eigenen Verstärker zu zaubern, ist meistens nicht machbar - zumindest nicht mit semiprofessionellem Equipment. Erfahrene Produzenten verfügen über technische Mittel der Klangveredelung, die ja eine Expertenarbeit für sich ist. Da gilt es Raumparameter und das Zusammenspiel mit anderen Instrumenten zu beachten, was den Sound dann erst so richtig "fett" macht. Was den Einfluss verwendeter Saiten, E-Gitarrenmodelle und Verstärkermodelle angeht, lässt sich nur sagen, dass harte Metalsounds sehr vielfältig sind. Die Geschmäcker und Vorstellungen sind hier eben sehr verschieden. Was dem Einen schon jenseits des guten Geschmacks erscheint kann dem Andern sein Klangideal sein. Manche schwören z.B. auf Röhrenverstärker, die einen eher klaren bis warmen Verzerrersound produzieren. Andere schätzen den eher trockenen Klang von Transistorverstärkern. Zu erwähnen ist noch, dass rein digitale Verstärkeremulationen - z.B. Software der Firma Native Instruments - inzwischen sehr leistungsfähig und praxistauglich sind. Statt des Gitarrenverstärkers stöpselt man die Gitarre hier einfach in den PC oder Mac und hat Alles, was man zur Kreation selbst der ausgefallensten Sounds braucht, das aber zu seinem Preis. es antwortete:
Lorenz Felgentreff Gitarrist und Musikwissenschaftler Berlin Website: Gitarrenunterricht in Berlin
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