Jan fragte am 20.2.2007:
Mein Verstärker hat einen Kopfhörerausgang. Könnte ich auch abends spielen ohne jemanden zu wecken? Es würde dann eben nur ein leiser Sound für andere hier hörbar sein, eben der nicht verstärkte Sound, oder?
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Ja, ganz richtig. Auf Dauer ist das aber nicht gesund. Es sei denn man ist so diszipliniert, wirklich immer sehr leise zu drehen. Disziplin ist hier deshalb gefragt, weil das Gehör bei höheren Pegeln generell anders funktioniert. Man nimmt hier Klänge anders wahr. Den gewohnten Klang der E-Gitarre erreicht man dann erst ab Pegeln, die etwas über der Lautheit normal lauten Sprechens liegen. Bei Kopfhörern kommt noch hinzu, dass diese nicht speziell auf den Frequenzgang der Gitarre abgestimmt sind, was die Lautsprecher eines Gitarrenverstärkers ja sind. Man kommt dann bei Kopfhörern immer wieder in Versuchung lauter zu machen, als nötig.
Außerhalb von Nacht- und Mittagsruhezeiten hat man ein Recht auf Lärmemission, die sich auch messen lässt. Das für Nachbarn und Mitbewohner erträgliche Maß sollte man aber nicht von gesetzlichen Schwellenwerten, sondern von Lebensgewohnheiten, Toleranz und der baulichen Akustik der Umgebung abhängig machen. Am besten man redet mit evtl. Betroffenen über mögliche Übungszeiten und entwickelt ein Gefühl dafür, welche Pegel vertretbar sind. Das Nervende für Nachbarn ist dann oft nicht - von wackelnden Wänden mal ganz abgesehen - allein der Umstand, dass sie etwas hören, sondern dass - beim Üben unvermeidbar - ständige Tonwiederholungen auftreten. Solche Übungsphasen kann man dann in der Tat auf das Hören mit Kopfhörer verlagern. Darüber hinaus sollte es jedoch möglich sein zumindest vereinzelt über Lautsprecher mit Pegeln, die wie gesagt etwas über der normalen Sprechlautheit liegen, zu spielen. Im Normalfall sind die Bedingungen dafür mit den beschriebenen Einschränkungen immer gegeben. es antwortete:
Lorenz Felgentreff Gitarrist und Musikwissenschaftler Berlin Website: Gitarrenunterricht in Berlin
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