Timo fragte am 16.8.2010:
Ich spiele nun seit ca. 3 1/2 Jahren Gitarre und habe mir von Grund auf alles selbst beigebracht. Ich kenne sämtliche Akkorde, Minor- und Major-Pentatoniken, teilweise die Modes und wie sie funktionieren. Mein Problem ist nur, dass ich beim Improvisieren irgendwie immer dieselben Läufe bzw. Rhythmen spiele. Es kommt irgendwie nichts Neues. Wie entwickle ich neue Ideen?
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Auch wenn Deine bisherigen Fähigkeiten auf Selbststudium beruhen, darfst Du nicht vergessen, dass Du Einflüsse aus Lehrmitteln hast. Deine begriffliche Schilderung spricht dafür. Um voran zu kommen ist es wichtig sich weiterhin solchen Einflüssen zu öffnen, sich nicht mit dem bisher Erarbeiteten zufrieden zu geben.
Nehmen wir nur mal Deine Aussage, dass Du bereits alle Akkorde kennst. Hast Du hier tatsächlich alle Möglichkeiten der Umkehrung, Erweiterungen, Alterierungen, Lagenänderungen etc. ausgelotet? Ich würde behaupten, dass sogar alte Hasen auf diesem Gebiet immer wieder mal fündig werden. Dabei geht es natürlich nicht nur um Akkorde im Einzelnen, sondern um die Verbindung zwischen ihnen. Harmonische Wendungen halten also derart viele Kombinationsmöglichkeiten bereit, dass sich eine praktische und theoretische Auseinandersetzung damit immer wieder lohnt. Die Praxis kann das Nachspielen von Songs oder Teilen daraus und das Entwickeln eigener Ideen sein. Theorie heißt dann nicht nur Bücher zu studieren, sondern Songs oder Phrasen mal zu analysieren und genauer hinzuschauen, was hinter bestimmten Wendungen steckt u.s.w. Allein nur diese Beschäftigung mit der Akkordharmonik wird Dir neue Wege öffnen, um neue Ideen zur Phrasierung von Licks zu finden.
Darüber hinaus gibt es einige praktische Tipps. Vermeide z.B., wenn Du Improvisieren willst, Dich in die immer gleiche Situationen zu bringen. D.h. nicht über dieselbe Akkordfolge mit denselben Anfangstönen in derselben Lage u.s.w. loszulegen. Hier wäre dann ja klar, dass sich Dein Spiel nicht ändert. Vielmehr kannst Du durch Vorbereiten einer bestimmten Linie, die also eher komponiert, statt improvisiert ist, über eine neuartige Akkordfolge, die nur wenige neue Wendungen enthalten muss, zum Begehen neuer Wege regelrecht zwingen. Das bewusste Spiel in anderen Lagen, der rhythmischen Variation u.s.w. sind dann keine Vorgänge, die Du in der ad-hoc-Situation bewältigen musst, sondern eben durch überlegte Vorbereitung. Weitere Hinweise zum Improvisieren findest Du unter folgenden Fragen: Gibt es bestimmte Schemen zur Improvisation? Und: Wie können meine Rock- und Blues-Improvisation besser klingen? Evtl. könnte Dich auch die Antwort zur folgenden Frage interessieren: Wie kann man die Gitarre verstehen lernen, anstatt auswendig zu lernen? es antwortete:
Lorenz Felgentreff Gitarrist und Musikwissenschaftler Berlin Website: Gitarrenunterricht in Berlin
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