Anonymus fragte am 15.5.2010:
Ich kann den Barréakkord F-Dur nicht spielen. Wie kann ich ein Lied in F-Dur so transponieren, dass ich kein F spielen muss - mit und ohne Kapo?
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Ein F-Dur-Akkord muss nicht zwangsläufig als Barré gegriffen werden, z.B. so: 1332xx (zu greifender Bund von tiefen nach hohen Saiten, x=gedämpft bzw. nicht anzuschlagen). Bei dieser Griffmöglichkeit liegt der Zeigefinger ähnlich wie beim Barré quer über dem 1.Bund, drückt jedoch nur die tiefe E-Saite im ersten Bund nieder, während er die beiden höchsten Saiten durch leichte Auflage dämpft. Gänzlich ohne Barré lässt sich F-Dur auch in 5.Lage greifen: x8756x. Eine weitere Möglichkeit besteht durch ein sog. kleines Barré, das weniger Routine als ein großes Barré verlangt: xx3211. Hier muss der Zeigefinger lediglich die höchsten beiden Saiten durch quergreifen niederdrücken, während E- und A-Saite nicht mit angeschlagen werden dürfen. Dass man früher oder später dennoch versucht sein wird das F mit großem Barré zu greifen, hat mit der größeren Klangfülle und damit zu tun, dass man hier falsche Leersaitenklänge nicht dämpfen muss.
Die Frage, wie Du ein Lied so transponieren kannst, um den F-Dur-Akkord ersetzen zu können, hängt ganz von den Relationen zu den übrigen Akkorden ab. Das F kann ja in den unterschiedlichsten Akkordfolgen eine Rolle spielen, kommt nicht nur in F-Dur, sondern z.B. auch in C- und B-Dur, aber auch anderen harmonischen Beziehungen in Frage. D.h., dass es darauf ankommt so zu transponieren, dass nicht nur das F einen bequemeren Ersatz findet, sondern auch in allen übrigen Akkorden Barrés und andere Unwegsamkeiten vermieden werden.
Nehmen wir z.B. den fortlaufenden Wechsel von C7 zu F: Hier würde man durch Transposition um einen Halbton nach unten die in offener Lage bequem zu greifende Folge von H7 zu E erreichen. Den gleichen Effekt erreichst Du in diesem Beispiel durch Aufsetzen des Kapos über den ersten Bund, wobei Du hier in der originalen Tonart, also F-Dur bleibst, da Du C7 und F so wie H7 und E in offener Lage greifen kannst.
In einem anderen Zusammenhang wird diese halbtönige Transposition nach unten keine Lösung bringen, z.B. bei der Folge Dm/ G/ C/ F. Das würde mehr Barrés als in der Originaltonart verlangen, nämlich für Cism, Fis und H. Viel günstiger für offenes Lagenspiel wäre hier eine Transposition um einen Ganzton nach oben; die Folge würde zu Em/ A/ D/ G. Da hier nach oben transponiert wird, lässt sich dieser Tonartwechsel nicht mehr durch Aufsetzen des Kapos kompensieren. Durch Kapo lässt sich ja ebenfalls nur eine aufwärts gehende Transposition erreichen, es sei denn, man setzt das Kapo bei diesem Beispiel auf den 10.Bund: Der Em-Griff würde also wieder als Dm klingen. Spieltechnisch wäre hier jedoch einen Cutaway nötig und außerdem kängen die Akkorde nun in einer bassarmen Lage.
Im Fazit gibt es also kein generelles Patentrezept für Transpositionen, die Barrégriffe unnötig machen. Wie Du Dir geeignete Transpositionen eigenständig erarbeiten kannst, ist unter folgenden Artikeln beschrieben worden: Zur Transposition mit und ohne Kapodaster. Und: Zur Transposition mit Kapodaster. Sowie: Wie kann ich Transponieren und Harmonisieren lernen? Je komplexer die akkordischen Beziehungen werden, desto unvermeidlicher wird der Einsatz von Barrés. Einige Anhaltspunkte zum richtigen Üben dieser Griffe findest Du unter folgender Frage und den dort weiterführenden Links: Wie gewöhne ich mir eine falsche Haltung bei Barréakkorden ab? es antwortete:
Lorenz Felgentreff Gitarrist und Musikwissenschaftler Berlin Website: Gitarrenunterricht in Berlin
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