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Gitarrenlehrer-Sprechstunde ... Wann sind Töne zu dämpfen, wann kann man sie ausklingen lassen?
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Wann sind Töne zu dämpfen, wann kann man sie ausklingen lassen?

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Frage

Konstantin fragte am 17.6.2009:

Ich spiele seit 12 Jahren Klavier und nun seit 2 Wochen Gitarre. Ist es bei klassisch notierten Stücken üblich die Notenwerte exakt einzuhalten? Wird jede schwingende Saite abgedämpft, wenn die jeweilige Note ihren Wert überschreitet? Das würde das Spiel sehr aufwendig und komplex machen, man müsste Dämpfen und Anschlagen permanent synchronisieren. Lässt man Noten also ausklingen oder dämpft man sie eher ab?

Nehmen wir außerdem an, ich spiele nacheinander a - ais - h auf der A-Saite. Beim Umgreifen bei schwingender Saite entsteht ein unschöner Klang. Daher dämpfe ich kurz vor dem Umgreifen mit der rechten Hand und schlage möglichst direkt anschließend wieder an. Im Gegensatz zum synchronen Umgreifen und Anschlagen klingt das sauberer. Empfiehlt sich diese Vorgehensweise, oder wird mit der Greifhand am Bund abgedämpft?



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Antwort

Bevor ich konkret auf Deine Fragen eingehe, lies bitte vorab die Antwort und die weiterführenden Links zur Frage: Wie kann man das ungewollte Nach- und Mitklingen von Saiten vermeiden? Der wichtigste Grundsatz, der einige Details Deiner Fragen betrifft, lautet hier: Es gibt keine universelle Technik des Dämpfen! Weder wird immer mit der Anschlaghand noch mit der Greifhand gedämpft. Zum Dämpfen nutzt man Finger und Handflächen sowohl der linken als auch der rechten Hand - je nachdem, was bequem eingesetzt werden kann. Die Notwendigkeit des Dämpfens hängt vom musikalischen Zusammenhang ab. Vom Klavier weißt du z.B., dass Akkordbrechungen, also Arpeggios oft nur als Einzeltonfolge notiert sind. Manchmal weißt eine zweistimmige Notation, z.B. eine lang klingende Bassstimme, manchmal noch ein langer Bindebogen auf die Absicht hin, alle Töne ineinander klingen zu lassen. Die Alternative dazu wäre ein sehr unübersichtliches Notenbild: Jeder über die ganze Klangdauer des Akkords anhaltender Ton bekäme einen eigenen Notenwert. Beim Lesen der Noten in diesem Zusammenhang würdest Du als Pianist entweder die Finger nach dem Anschlag auf den Tasten liegen lassen oder das Haltepedal nutzen. Oder aber, wenn der Fingersatz es erzwingt, bestimmte Töne kürzer klingen lassen. Das Gleiche gilt nun hier für die Gitarre: die Möglichkeiten des ineinander Klingens ergeben sich aus dem Fingersatz. Bei notwendigen Lagenwechseln können z.B. nur Leersaiten nachklingen. Beim arpeggierenden Wechsel bestimmter Akkorde gilt generell auch, dass gemeinsame Töne unterschiedlicher Akkorde ineinander klingen dürfen, außer manchmal Basstöne, die unter dem des Folgeakkords klingen würden. Ob das erlaubt ist, hängt vom Stil, sogar vom eigenem Geschmack ab, der auch darüber bestimmt, ob man zwanghaft alle Möglichkeiten langer Tondauern ausnutzt oder lieber bequemere Fingersätze wählt. In bestimmten Fällen entscheidet das eigene Urteilsvermögen darüber, ob ein ineinander Klingen erlaubt, sogar notwendig oder aber regelwidrig ist. Nicht aus jedem musikalisch notierten Zusammenhang ist z.B. erkennbar, ob eine bestimmte Phrase rein akkordisch oder rein melodisch gedacht ist. Aber sogar bei Melodien hat man hier Freiheiten. Nehmen wir die Einzeltonfolge e-d-c von leerer, hoher e-Saite aus abwärts gespielt: das e kann man hier sehr reizvoll in das d hinein klingen lassen, was eine Dissonanz ergibt, die sich beim nachfolgend klingenden c wunderbar auflöst; das e könnte man noch ins c hinein klingen lassen. Solche Möglichkeiten erkennt man dann aus den Zusammenhängen. Das gilt aber für alle Instrumente, mit denen man mehrstimmig spielen kann. Denke nur mal an Xylo-, Metallophone, Glockenspiele und ähnliche Instrumente. Hier ist das Abstoppen auch beim Melodiespiel z.B. die Ausnahme.

Dein technischer Ansatz, den Du an der Tonfolge a-ais-h beschrieben hast, ist korrekt und wird als Apoyando, also als angelegter Anschlag bezeichnet. Die Bezeichnung hat mit dem Anlegen des Fingers vor dem frei Geben der Saite zu tun. Richtig beobachtet hast Du demzufolge, dass bei Notation als Vierteltonfolge eigentlich kleine Pausen zwischen den nun verkürzten Vierteln stehen müssten. Auch hier gilt aber: Nicht Alles, was das Spiel bestimmt, wird notiert. So könnte man die Töne zwar als Folge punktierter Achtel mit zwischenzeitlichen Sechszehntel-Pausen schreiben, nimmt dem Spieler damit aber die Freiheit sie z.B. als doppelt punktierte Achtel mit 32tel-Pause zu interpretieren. Solche Freiheiten wirst Du ebenso beim Klavier entdecken. Über den angelegten Anschlag hinaus kann die Tonfolge aber auch im Legato-Stil interpretiert werden: Jeder Ton klingt dann exakt so lange bis der nächste einsetzt. Das erfordert Übung, da, wenn man die Folge nicht mit Hammering, also ohne Anschlag spielt, zwei Bewegungen möglichst exakt synchronisieren muss: den Griffwechsel mit bevorzugt unterschiedlichen Fingern und den gleichzeitigen Anschlag. Wenn bei Dir also unschöne Geräusche beim Wechsel hörbar sind, hat das mit einer zu hohen Verweildauer des Fingers auf der Saite beim Anschlag, der hier Tirando genannt wird, zu tun. Oder Du schlägst kurz vor oder erst nach dem Griffwechsel an. Sauberes Legatospiel lernst Du anfänglich einfacher mit Plektrum. Ein lupenreines Legato ist rein physikalisch betrachtet eigentlich nicht möglich: Man kann eine Saite nicht in unendlich kurzer Zeit anschlagen. Stattdessen gilt hier also der Grundsatz so kurz wie möglich anzuschlagen bzw. zu zupfen und genau in dieser Zeit den Griffwechsel vorzunehmen. Wann Du Legato, wann mit deutlich angelegtem Anschlag spielen musst, ist auch hier wieder Ermessensfrage. In bestimmten Fällen erübrigt sich die Frage, weil bestimmte Griffwechsel, gerade beim polyphonen Spiel, gar kein Legato erlauben. Pauschal würde ich mich daran orientieren, dass dort, wo es Fingersätze möglich machen, Legato zu spielen. Das ist aber wie gesagt kein Muss und gilt eher noch für das Plektrumspiel als für das Zupfen. Es gibt z.B. klassische Gitarristen, die nahezu Alles mit angelegtem Anschlag spielen. Obwohl das Reflektieren von Fragen, wie und wo Klangdauern, Pausen und Anschläge zu gestalten sind, darf man nicht vergessen, dass Vieles, was mit solchen Interpretationsmöglichkeiten zusammenhängt, nicht nur musiktheoretische oder physikalische, also spieltechnische Regeln hat, sondern auch Gefühlssache ist. Vielleicht spielt man eine bestimmte Phrase heute ganz anders als morgen, ohne dass einer der Interpretationen der Vorzug zu geben wäre.

es antwortete:

Lorenz Felgentreff

Gitarrist und Musikwissenschaftler
Berlin
Website: Gitarrenunterricht in Berlin

 

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