Felix fragte am 5.2.2007:
Warum werden manche Powerchords nur mit Zeige- und Ringfinger und manche noch mit den kleinen Finger gegriffen? Ist da ein großer Unterschied?
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Der Begriff des Powerchords stammt aus dem Rock- und Bluesgenre, wo E-Gitarren oft verzerrt gespielt werden. Die Verzerrung geht mit einem höheren Obertongehalt der Klänge einher. Bei vollständigen Dreiklängen wird die Terz dabei oft als störend empfunden. Das hat damit zu tun, dass bei der gleichstufigen Temperierung - also dem Tonmaterial, mit dem man sich auf der Gitarre im Prinzip begnügen muss - Terzen ungleich mehr als Quinten verstimmt sind. Diese Verstimmung macht sich dann oft in Form von Schwebungen bemerkbar.
Powerchords lassen deshalb Terzen des Dreiklangs oft weg. Da der Akkord dennoch kraft- und klangvoll sein soll, werden - soweit es die Grifftechnik zulässt - Grundtöne und Quinten, vorzugsweise über Leersaitenklänge verdoppelt. In bestimmten Fällen ist die Terz auch dabei, meistens im Bass. Z.B. ein D-Dur Powerchord mit Terzbass: 2x023x oder auch 20023x (gegriffener Bund von tiefen nach hohen Saiten, x=abgestoppt). Welche Finger den Powerchord greifen, hat also ausschließlich damit zu tun, wie sich die anzustrebende Klangfülle mit natürlicher Fingerhaltung verbinden lässt. Da bei sehr kräftigem Anschlag die Fähigkeit nur bestimmte Saiten zu treffen leidet, hat die Griffhand neben ihrer eigentlichen Funktion oft auch die Aufgabe nicht mitklingen sollende Saiten abzudämpfen. Der Anschlag kann sich dann auf alle Saiten erstrecken. Beim A-Powerchord x022xx lässt sich die tiefe E-Saite beispielsweise mit dem Daumen, H-Saite mit dem Ring- und hohe E-Saite mit dem kleinen Finger der Griffhand dämpfen. es antwortete:
Lorenz Felgentreff Gitarrist und Musikwissenschaftler Berlin Website: Gitarrenunterricht in Berlin
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