Anonymus fragte am 15.10.2008:
Ich hab eine Gibson LP Standart und leider vibriert die hohe E-Saite am 22. Bund. Ich hab schon so einiges versucht das wegzubekommen. Ich weiß nicht, woran das liegt. Ich spiel dabei mit Overdrive und Hall auf einem Marshall AS100D (100 Watt) Akustikverstärker.
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Der 22. Bund ist bei einer LP Standard der höchste. Wenn Du also den 22. Bund spielst, kann die Saite nicht auf einem Folgebund klirren. Was Anderes ist es, wenn Du damit meinst, dass die Saite beim Greifen eines tieferen Nachbarbunds am 22. Bund klirrt. In diesem Fall wäre eine zu flache Saitenlage und/oder eine inkorrekte Bundgeometrie die Ursache. Ich gehe davon aus, dass Du mit der Saitenlage schon experimentiert hast. Wenn nicht, dann lies Dir bitte folgenden Artikel aus diesem Forum durch: Saitenlage und Bundreinheit bei der E-Gitarre. Wenn sich durch die Optimierung der Saitenlage keine Besserung bzw. eine unakzeptable Höhe ergibt, sind die Bünde bzw. ein Bund Schuld. Stell Dir dazu vor, der 22. Bund ragt zu sehr heraus, weil er nicht richtig eingeschlagen oder durch einen allmähligen Trocknungsprozess des Holzes herausgedrückt wurde. Einige Millimeterbruchteile reichen aus. Durch Spiel auf tieferen Nachbarbünden ist er dann der Saitenschwingung im Weg, dämpft sie bei großer Auslenkung. Das Gleiche passiert, wenn tiefere Nachbarbünde zu tief eingeschlagen wurden oder: die Gitarre irgendwann durch einen Stoß an dieser Stelle Schaden genommen hat. Bei Saitenklirren durch falsche Bundgeometrie - auch eine falsche Bundoberfläche kann Klirren verursachen - muss die Gitarre in eine Werkstatt. Versuche nie eigenständig an Bünden zu schleifen! Ohne Messgeräte und Erfahrung hat ein solcher Eingriff höchstens Aussicht auf nachträglich aufwändigere Reparatur.
Scheiden Saitenlage und Bundbeschaffenheit als Ursache aus, und die E-Saite vibriert tatsächlich nur beim Griff am höchsten, 22. Bund, kommen noch Resonanzerscheinungen in Frage. Irgendein Bauteil - ein Poti, die Stimmmechanik, eine Stegschraube etc. - schwingt hier mit der Frequenz des Tones mit. Im verstärkten Klang könnte dann zu hören sein, dass die Saite nicht normal ausschwingt, Das Mitschwingen des Bauteils selbst dürfte bei der Verstärkung keine Rolle spielen, weil der Tonabnehmer hier taub ist. Bei der evtl. Suche nach dem Bauteil sollte man zu zweit vorgehen, da man schlecht allein greifen, anschlagen und dann in der kurzen Ausschwingzeit zum Zweck der Dämpfung noch abtasten kann. Scheidet auch das als Ursache aus, bleibt noch der sog. Wolfston. Klanglich würde man diese Erscheinung jedoch nicht mit Vibrieren, sondern mit einem tonal unklaren, stark gedämpften, eben wolfsartigen Missklang in Verbindung bringen. Wolfstöne lassen sich nicht ausmerzen, treten durch sehr ausgeprägte Klangeigenschaften des Korpus' und i.d.R. nur - Achtung! - bei an sich sehr guten Instrumenten auf. Wenn Du Deine E-Saite einen Halbton tiefer stimmst und es am 22. Bund immer noch vibriert, scheiden Resonanzerscheinungen - der Wolfston inbegriffen - ebenso als Ursache aus. Wenn es jedoch nur den einen Ton betrifft und die Ursachensuche erfolglos bleibt, würde ich mich einfach damit abfinden und diesen Ton - ein dreigestrichenes Cis mit beißenden 1,1kHz Grundfrequenz - nie spielen. Ansonsten bleibt immer noch der Gang in eine Werkstatt. Eine Gibson LP sollte nicht unfachmännisch repariert werden. Für handwerkliche Experimente ist sie zu wertvoll. es antwortete:
Lorenz Felgentreff Gitarrist und Musikwissenschaftler Berlin Website: Gitarrenunterricht in Berlin
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