Warum unterscheidet sich die Dur- von der Mollpentatonik?
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Frage
Hanno fragte am 10.4.2008:
Die Töne der Moll-Pentatonik sind: Grundton, Terz (klein), Quart, Quint, Sept (klein). Warum ist das bei der Dur-Pentatonik so komplett anders (Sekunde statt kleine Terz, Sext statt Septime)?
Es kommt nur darauf an, was Du als Grundton interpretierst. Die Intervalle verändern sich ja nur, weil Du von einem anderen Ton aus zu zählen beginnst. Die Relationen der Töne zueinander verändern sich aber nicht. Am besten Du fasst die Pentatonik generell als Moll-Skala auf. Z.B. von A aus: A, C, D, E, G. Darin steckt der Molldreiklang A, C, E. Die Terz als Grundton umgedeutet erhält man mit derselben pentatonischen Reihe den Durdreiklang C, E, G. In der Jazzharmonik bezeichnet man diesen Zusammenhang als Gegenmediante: Der Grundton ist also die "Mitte" des Molldreiklangs A, C, E. Dieselbe Pentatonik lässt sich auch auf den Grundton F beziehen, der zwar in der Reihe fehlt, aber auch nicht auftauchen muss. Diese Beziehung wird als Mediante bezeichnet - die "Mitte" von F, A, C - und ist für die Jazzimprovisation sogar bedeutsamer als die Gegenmediante. Insofern gibt es eigentlich auch eine zweite Dur-Pentatonik - ohne Grundton, die aber wie gesagt als ein und dieselbe Moll-Skala aufgefasst werden kann.
Das Gesagte trifft auch auf die Diatonik zu: Der Unterschied zwischen Dur und Moll definiert sich nur über die verschiedenen Grundtöne. Die A-Moll-Tonleiter hat also dieselben Töne wie die C-Dur-Tonleiter. Man spricht hier von parallelen Tonarten. So unterscheidet man z.B. bei klassischen Noten nicht zwischen Dur und Moll. Stücke in Moll haben also dasselbe Tonartvorzeichen wie die Durparallelen.