Ich habe mir vor kurzem eine Ibanez S Prestige gekauft. Nach dem Saitenwechsel (dickere Saiten, Ernie Ball 47-10) schnarrt die dritte Saite von unten. Ich habe den Hals neu eingestellt und die Brücke auch, aber egal, was ich mache, die Saite ist die einzige, die schnarrt... Ich weiß nicht, was ich noch machen soll.
Man numeriert beginnend mit der hohen E-Saite. Egal, ob sie mit der dritten von unten die G- oder D-Saite meinen: Ich kann mit den vorliegenden Informationen keine eindeutige Ferndiagnose stellen. Zunächst behaupte ich, dass man für den Preis einer aus der Ibanez- S-Serie stammenden Gitarre solche Probleme nicht haben dürfte. Falls keine der folgenden Anhaltspunkte weiter hilft, sollten sie eine Werkstatt aufsuchen.
Der erste mir fehlende Anhaltspunkt ist das Prinzip des ZR-Tremolos, das mir aber abgesehen von der Kugellagerung dem Floyd-Rose verwandt scheint. Bei der S-Serie ist das Griffbrett gewölbt. Die Form der Krümmung muss auch bei der stegseitigen Auflage bersichtigt sein. G- und D-Saite müssen also etwas höher als ihre benachbarten Saiten liegen, wobei das echte Optimum der Saitenlagen haarfein abgestimmt sein will. Wahrscheinlich erlaubt die ZR-Bridge nur eine globale Höhenjustage, also keine seperate Einstellung einzelner Saitenhöhen. Hier kann man jedoch tricksen: Der Untersattel - nach Ausspannen der klirrenden Saite und Abschrauben des Sattels - lässt sich durch eine Unterlegscheibe anheben. Die Scheibe muss natürlich die richtige Dicke haben. Mit dieser Methode vermeidet man das Anheben aller Saiten.
Klirrt es trotz zu hoher Saitenlage, liegt ein anderes Problem vor. Die Saite klirrt hier nicht wie sonst üblich auf den Bünden, sondern am Untersattel selbst. Das ist ein spezielles Problem der Floyd-Rose-Untersattel und ihren Verwandten: Die Auflage der Saiten hat eine geometrisch sehr ungünstige Form, bei der die Funktionalität des Feinstimmmechanismus' peinlich genau mit dem Schwingungsverhalten abgestimmt ist. Wirft man einen Blick auf die Auflageflächen, also die Kerben, wo die Saiten eingespannt liegen, fällt auf, dass diese Stellen unlegiert und von Saite zu Saite unterschiedlich dick sind. Bei geringsten Abweichungen oder Beschädigungen der Form rutscht die schwingende Saite entweder in der Kerbe hin und her oder schlägt auf. Das passiert dann eben auch bei schon zu hoher Saitenlage und ist völlig unabhängig davon, auf welchen Bund die Saite abgegriffen wird. Es ist hier aussichtslos selbst Hand anzulegen - z.B. mit einer Schlüsselfeile: Die Auflagefläche muss eine bestimmte Rauhigkeit der Oberfläche wahren, die man mit der Feile einfach nur glatt polieren würde. Hier ist nur zu einem Austausch des defekten Untersattels zu raten. Bei einem Neukauf des Instruments muss der Verkäufer die Kosten dafür übernehmen. Er kann also nicht behaupten, die Gitarre wäre nur mit 9er-Sätzen Saiten funktionsfähig.