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Üben des Sweep Pickings
Anonymus fragte am 2.3.2007:
Ich spiele E-Gitarre seit 2 Jahren und 3 Monaten, speziell in Richtung Nirvana, Metallica, Steve Vai, also die Rockschiene... Jetzt bin ich dabei das Sweep picking zu erlernen. Wie lange dauert es, um sowas halbwegs zu können (z.B. Canon Rock, was ich echt gern spielen möchte). Ganz wichtig ist mir, es sauber zu spielen. Ich spiele täglich etwa 1-2 Stunden.
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Zuerst würde ich sagen, dass ein wirkliches Beherrschen von Sweep-Picking-Sequenzen eine sehr ausgereifte Technik verlangt. Ich meine damit die Fähigkeit, sich über nahezu beliebige Akkordfolgen in Hochgeschwindigkeit sweepend - d.h. arpeggierend - bewegen zu können. Auf der anderen Seite kann der Einsatz einzelner Sweep-Arpeggiomuster durchaus schnell erlernt werden. Das hängt natürlich auch mit dem Spiel- und Lerntempo zusammen.
Das beim Sweeping zunächst Ungewöhnliche ist, dass die Anschlagrichtung des Plektrums nicht mehr durch die rhythmische Betonung bestimmt ist. Die ansonsten v.a. für schnelle Tonabfolgen geltende Regel, betonte Noten ab- und unbetonte aufzuschlagen, gilt hier also nicht. Das Erlernen der Sweeptechnik steht unter der Prämisse, die Griff- mit der ungewohnten Anschlagtechnik zu synchronisieren. Nehmen wir z.B. den Moll-Dreiklang e, g und h mit xxx987 (Bundzahl von tiefen nach hohen Saiten, x=abgestoppt): Dieser lässt sich mit einem einfachen Abschlag spielen, wobei die Toneinsätze simultan gedacht werden. Egal, wie schnell man abschlägt, die Einzeltöne setzen real aber nacheinander ein - folgen aufeinander. Mit einem langsamen Abschlag lässt sich die Abfolge auch musikalisch nutzen. Man nennt diese Akkordbrechung Arpeggio. Die aufeinander folgenden Töne können ausgehalten werden und über den Einsatz eines Folgetons hinaus klingen.
Der Reiz des Sweep Pickings besteht nun aber darin, dass jeder Ton nur so lange klingt, bis der nächste einsetzt. Das Abstoppen bewerkstelligt man mit der Griffhand durch leichtes Anheben des greifenden Fingers. Im selben Moment greift dann ein anderer Finger den Folgeton. Es drückt also immer nur ein Finger eine Saite nieder. Um das in schnelleren Tempi meistern zu können, ist es sinnvoll, dass alle Finger schon in Position gebracht sind; als ob sie den Akkord simultan griffen, die Saiten aber nicht niederdrücken. Der genannte E-Moll-Dreiklang lässt sich mit gleichmäßig langsamen Abschlag am einfachsten sweepen, indem man sich das h als betonte Note und das vorangehende g und e als sehr kurze Auftaktbewegung vorstellt. Beim Abwärts-Arpeggio des Dreiklangs - dann mit langsamen Aufschlag zu sweepen - stellt man sich das e als betont vor. Die betonte Note sollte man ruhig aushalten. Es kommt beim Üben also vorerst nicht darauf an, die Tonfolgen z.B. als gleichmäßige Triolensequenz e, g, h, h, g, e einzustudieren. Sweeping-Kaskaden a la Steve Vai sind m.E. eher was für das fortgeschrittene Studium. Inwiefern man das wirklich braucht, hängt vom eigenem Geschmack und Können bzw. Lernwillen ab. Jedenfalls lässt sich das Sweep Picking dezent und mit weniger technischem Aufwand einsetzen, indem - wie im beschriebenem Arpeggio - der jeweilige Ab- bzw. Aufschlag als einzelne, schnelle Auf- bzw. Abwärtsbewegung zu einer Zielnote aufgefasst wird. Das kriegt man mit etwas Geschick recht schnell in die Finger und lässt sich durchaus effektvoll und vielfältig einsetzen. Das muss dann nicht die fette Metalgitarre sein. Kenny Burrell z.B. hat gern mit sehr feinfüligem, balladesken Bluessound gesweept. es antwortete:
Lorenz Felgentreff Gitarrist und Musikwissenschaftler Berlin Website: Gitarrenunterricht in Berlin
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