David fragte am 17.4.2012:
Ich habe öfters gehört, dass wenn man einen dickeren oder dünneren Satz Saiten aufzieht, die Gitarre neu eingestellt werden muss, da sich die Spannung verändert. Ist das so richtig? Kann ich vom Standart Tuning auf bspw. Open-G stimmen oder verändert sich dann etwas an meiner Gitarre? Die Spannung auf den Saiten wird ja verändert. Anderseits entfällt die Spannung ja sogar komplett beim Saitenwechsel und das ist in Ordnung. Also, wie du siehst bin ich etwas verwirrt.
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Den Hals der Gitarre muss man sich wie einen Bogen (bei Pfeil und Bogen) vorstellen. Unbespannt ist der Hals ein gerades Stück Holz. Spannt man eine oder mehrere Saiten auf, dann beginnt sich der Hals zwangsläufig zu biegen. Im Gegensatz zu Pfeil und Bogen ist diese Biegung so gut wie nicht sichtbar. Allerdings ist ein Gitarrenhals so konstruiert, dass er sich möglichst wenig krümmt, denn wir wollen mit der Gitarre ja keinen Pfeil abschießen. Gerade bei Stahlsaiten ist der Hals deswegen mit inneren Verstärkungen versehen. Ein exakt zur Saite paralleler Hals wäre wünschenswert, da dann der Abstand zwischen Bundstab und Saite überall gleich ist. Meistens ergeben sich dann jedoch die unerwünschten Klirrgeräusche, die durch das Aufschlagen der Saite auf einen oder mehrere Bundstäbe beim Schwingen entstehen. Mit Hilfe der Hals-Feststell-Schraube kann man bei den meisten Western- und E-Gitarren die Spannung des Halses justieren. Je mehr der Hals nachgibt, desto größer wird im Schnitt der Abstand zwischen Bundstab und Saite und desto geringer werden die Aufschlagsgeräusche.
Aber: - und damit zu Deiner Frage. wenn man sich ein geometrisches Modell aus Saite, Hals, Sattel und Steg vorstellt, dann ergibt sich, dass sich durch die Wölbung des Halses die Länge der Saite verkürzt. Oder denken wir an den Pfeil und Bogen: Je kürzer die Sehne, desto gebogener der Bogen, desto stärker die Spannung. Also lautet die Antwort auf Deine Frage: Ja, es ist richtig. Jede Veränderung der Stimmung bewirkt eine Veränderung des Halswölbung. Und wenn sich die Halswölbung verändert, dann ändert sich die Mensurlänge, also der Abstand zwischen Sattel und Steg. Bei einer E-Gitarre kann man diese Länge am Steg ändern - genau aus dem Grund. Bei Konzert- und Westerngitarre ist da keine Änderung möglich, sondern durch eine Voreinstellung gewählt. Eine Änderung wird dann nötig, wenn der 12.Bund nicht mehr exakt die Oktave der Leersaite ist. Das kann man mit einem Stimmgerät prüfen. An der E-Gitarre kann man demzufolge je nach Bedarf die grundlegende Bundreinheit nachjustieren. Die Frage ist, wie groß die Abweichungen durch das Verstimmen der Gitarre sind. Hier spielt die Stärke der Saiten, die Halsstärke und das Vibratosystem hinein. Das musst du selber testen. Wenn man mit Open-G eh nur in den tieferen Lagen spielt, kann man zudem mit den kleinen Abweichungen leben.
Und wer ein sensibles Floyd-Rose-System an seiner E-Gitarre hat, der wird wissen, dass man beim Stimmen eine ganze Weile auf die Stabilität des Verhältnisses zwischen Saitenspannung, Halsspannung und Federspannung des Floyd-Rose-Systems warten muss. Und wenn dann noch die Mensur justiert werden soll, kann das mitunter dauern. es antwortete:
Jan Wetzel Gitarrist, Dipl. Musiker und Musikpädagoge Dresden |