Doris fragte am 18.10.2009:
Sind H- und B-Dur Barre-Griffe? Wie sehen ihre Griffbilder aus?
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Grundsätzlich ist zwischen der Bedeutung eines Griffs und der eines Akkords zu unterscheiden. Dreiklänge aus Grundton, Terz und Quinte bestehend bilden einen Akkord. Die Terz - groß oder klein - bezeichnet das Tongeschlecht Dur oder Moll, der Grundton den Akkordbuchstaben. Verdoppelt man nun Dreiklangtöne in höheren Oktaven so, dass der Akkord aus mehr als 3 Tönen besteht, bleibt der Akkord dennoch ein Dreiklang. Bei der Gitarre kann man max. 6 Töne gleichzeitig zum Klingen bringen. Mit einfacher, akkordischer Wechselschlag- Begleitung wird man nun bemüht sein, möglichst viele Saiten klingen zu lassen, um einen vollen Klang zu erhalten. In anderen Zusammenhängen kann aber auch das Zusammenklingen von nur 3 Saiten sinnvoll sein. D.h., dass generell ein und dieselbe Akkordbezeichnung ganz verschiedene Griffmöglichkeiten hat, die sich durch die Tonanzahl und das Lagenspiel ergeben. Bei nur 3 gleichzeitig klingenden Saiten ergeben sich somit sehr viele Möglichkeiten ohne Barré auszukommen. Für B-Dur wären das z.B.: x1xx31 (zu greifender Bund von tiefen nach hohen Saiten, x=abgestoppt bzw. nicht angeschlagen), x13x3x, 653xxx, xx876x u.v.m. Die Bundnr. um Eins erhöht erhielte man die gleichen Griffvarianten ohne Barré für H-Dur: x2xx42, x24x4x u.s.w. Beide Akkorde mit möglichst vielen Saiten anzuschlagen, würde den Barré verlangen. Bei B-Dur wären das z.B. diese Möglichkeiten: x13331, 65333x und 688766, also mit Barré in 1., 3. und 6.Lage. Diese Griffe um einen Bund erhöht, erhält man wieder die gleichen H-Dur-Varianten. Beide Akkorde lassen sich auch ohne Barré fast so voll klingend greifen, z.B. B-Dur: 6887xx, x1333x oder x1033x. Selbst die letzt genannte Möglichkeit ließe sich durch Verschieben um einen Bund höher auf H-Dur anwenden. Man müsste dabei jedoch einen komplett anderen Fingersatz verwenden, weil die D-Saite nun abgegriffen werden muss.
Falls du Probleme mit der hier gewählten Zahlendarstellung der Griffe hast, dann kannst Du diese in Griffbilder übertragen. Dazu musst Du nur ein leeres Griffbild vorzeichnen - am besten mit Bleistift und Lineal -, in das Du die Griffpunkte Saite für Saite am richtigen Bund einträgst. Eine nützliche Übersicht zum akkordischen Lagenspiel gibt es übrigens unter folgender Frage: Gibt es eine einfache Regel, um die Griffe der Akkorde zu verstehen? es antwortete:
Lorenz Felgentreff Gitarrist und Musikwissenschaftler Berlin Website: Gitarrenunterricht in Berlin
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