Die Saitenlage ist am 12. Bund etwa 4 mm. Das ist mir zu hoch. Die Gitarre ist in höheren Lagen nicht rein. Wie kann ich die Saitenlage verändern (Reiter, 2 kleine Metalldrehrädchen). Muss ich die Saiten vorher abnehmen?
Man misst bei der Saitenlage den Abstand zwischen Saitenunter- bis Bundoberkante. Da scheinen mir 4mm viel zu sein, aber nicht völlig unakzeptabel.
Das Optimum lässt sich bei E-Gitarren durch zwei Parameter erreichen:
Die Halskrümmung (eine lange Schraube im Halsansatz) und
die Höhe der Saitensattel (i.d.R. nur der Untersattelreiter).
Ist der Sattel zu flach und/oder der Hals durch Festziehen der Halsschraube zu wenig gekrümmt, klirrt die Saite bei starker Anregung auf irgendeinem Bund, d.h. sie schwingt in bestimmer Lage und bei großer Auslenkung nicht frei.
Klingt die E-Gitarre vornehmlich in höheren Lagen - also in Richtung höherer Töne - falsch, müssen die Positionen der justierbaren Untersattel so verändert werden: Durch Verkürzung der schwingenden Saitenlänge wird die Intonation erhöht, abgesenkt durch Verlängerung.
Die Optimierungen der Intonation und der Saitenlage sind voneinander abhängig, weil sich sowohl die Länge der freien Schwingung als auch die durch Niederdrücken der Saite entstehende Zusatzspannung auf die Intonation und umgekehrt auf die individuelle Saitenauslenkung auswirken. Das klingt erstmal sehr theoretisch, wobei die so genannte Feinmensurierung unter hohem Anspruch an das Resultat eine hochkomplexe Angelegenheit ist.
Zur selbständigen Beseitigung grober Mängel rate ich folgende Vorgehensweise, bei der - ganz wichtig - ein Stimmgerät unerläßlich ist.
1. Die Saiten so flach wie eben noch akzeptabel einstellen; alle Saiten müssen also in der normalen Stimmung auf jedem Bund gerade noch klirrfrei schwingen können. Dabei vorerst Finger weg von der Halsschraube v.a. bei wenig Erfahrung!
2. Saite für Saite die Tendenz der Intonationsabweichung in höheren Lagen mit dem Stimmgerät ausmessen. Durch Verschieben der Untersattelreiter im Bereich einiger Millimeter in Richtung Saitenlänge lassen sich die gemessenen Abweichungen in oben beschriebener Weise verändern.
Um das Ergebnis überprüfen zu können, muss nach jeder vorgenommenen Justage nachgestimmt werden. Die Saiten müssen dabei nicht abgenommen werden, vom Verstellmechanismus abhängig aber manchmal entspannt werden. Sinnvoll ist ein Stimmgerät, das das Maß der Intonationsabweichung anzeigen kann. Billige Geräte zeigen oft nur das zu Hoch oder zu Tief eines Tons. Durchschnittliche Abweichungen um 2 bis 3 Cent - also bis 3/100 eines Halbtons - sollten in höheren Lagen tolerabel sein.
Es bleibt noch der Hinweis, dass sich die Intonation auch grifftechnisch - z.B. durch Bending - verändern lässt. Solche Einflüsse müssen natürlich bei der Intonationsmessung vermieden werden. Die vorgenommene Justierung erzielt nur bei gleichen Saitensätzen den gewünschten Effekt. Beim nachträglichen Aufziehen dünnerer oder dickerer Saiten gelten also völlig neue Randbedingungen. Jede Gitarrenwerkstatt und die meisten Gitarrenhändler bieten die Feinmensurierung als Dienstleistung an - in seltenen Fällen auch für Konzertgitarren.