Anonymus fragte am 2.1.2008:
Ich habe ein Problem: Ich soll zum Spielen einer bestimmten Musikrichtung (Metalcore) arpeggiofest sein. Frage: Was ist das?
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Vollständige Akkorde setzen sich aus mehreren, mind. 3 Tönen zusammen, die in einer harmonischen Beziehung zueinander stehen. Das betrifft das gleichzeitige Klingen der Töne, also z.B. das Anschlagen eines Akkords auf der Gitarre. Man kann die einzelnen Töne eines Akkords aber auch nacheinander anschlagen. Das geschieht i.d.R. nach einem Muster, also z.B. von tiefen zu hohen Tönen oder umgekehrt. Es sind eigtl. alle erdenklichen Muster möglich, in denen auch Durchgangstöne, also Töne, die nicht eigtl. zum Akkord dazugehören, vorkommen können. Solche Tonabfolgen nennt man Arpeggios. Sie stellen also eine Verbindung von Akkordik und Melodik dar.
Arpeggios würde ich v.a. dahingehend unterscheiden, ob die nacheinander gespielten Akkordtöne ineinander oder einzeln klingen. Ersteres findet man häufig beim klassischen Zupfen: Akkordische Griffe werden durch ein Zupfmuster durchbrochen, also arpeggiert. Ein Einzelton klingt hier über den Einsatz der darauf folgenden Akkordtöne hinaus. Dementgegen kann jeder Ton auch einzeln gespielt werden. Er klingt dann nur so lange, bis der der nächste einsetzt. Letzteres ist für harmonisch arrangierten Metal typischer, weil bei extrem verzerrten Gitarren das ineinander Klingen selbst einfacher Dur-Akkordtöne problematisch wird, zum Soundbrei gerät. Nun weiß ich nicht, was es heißt, für Metal arpeggiofest zu sein, weil es hier eine große technische und stilistische Bandbreite gibt.
Man kann z.B. einen Akkord in einer Lage greifen, die Töne wie beim Zupfen nach einem Muster einzeln anschlagen, wobei man das ineinander Klingen durch Dämpfen mit dem Handballen vermeidet. Ist ein Akkordton ein Leersaitenklang, kann man auch auf einer Einzelsaite arpeggieren, vorzugsweise mit Hilfe von Pull-Offs und Hammerings. Ohne Leersaite geht das auch mit Tappings, auch über mehrere Saiten. Zu nennen wäre auch das Sweeping (siehe dazu auch in diesem Forum: Üben des Sweep Pickings). Typische Arpeggiomuster in Solopassagen ergeben sich oft aus 3-Tonverbindungen. Für C-Dur z.B. durch eine Kombination der Töne c, e, g (zur Interpretation siehe: Wie liest man Tabulaturen?):
e-------12--15---
H---13------------
G------------------
D------------------
C------------------
E------------------
Für eine 16tel-Passage kann das z.B. c, e, g, e mit vielfacher Wiederholung sein. In Moll entsprechend: c, es, g, es. In andere Lagen versetzt kommt man mit dieser gut in den Fingern liegenden 3-Tonverbindung schon über alle Dur- und Moll-Abfolgen. Neben den genannten Möglichkeiten gibt es viele Wege, Akkorde zu brechen - über das ganze Griffbrett hinweg. Mit Arpeggiofestigkeit ist jedoch vermutlich gemeint, dass Du mit Grundlagen der Harmonielehre vertraut bist und das Wissen darum stilistisch umsetzen kannst. es antwortete:
Lorenz Felgentreff Gitarrist und Musikwissenschaftler Berlin Website: Gitarrenunterricht in Berlin
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